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Frau Marbach, sie sind Kaufmännische Leiterin bei Praunsmändtl und selbst Mutter einer 4-jährigen Tochter. Wie haben Sie die letzten Wochen gemeistert bekommen?

Es waren wirklich außergewöhnliche 3 Monate und ich freue mich sehr, dass nächste Woche mit dem Kindergartenstart meiner Tochter ein Stück Normalität zurückkehrt. In den letzten Wochen war ich weiterhin Vollzeit im Einsatz. In mein Aufgabengebiet fallen viele Personalthemen, so dass ich mit meinem Team sehr gefordert war. Mein Mann konnte glücklicherweise im Homeoffice arbeiten und zugleich unsere Tochter betreuen. Kurz nach 16:00 Uhr reichten wir uns zu Hause die Tür. Kurze Übergabe und ab gings für meinen Mann in die Arbeit. Ich weiß es sehr zu schätzen, was er hier wochenlang geleistet hat. Unsere „heilige gemeinsame Mahlzeit“ einmal am Tag verschob sich somit auf 20:30/21:00 Uhr. Aber zumindest hat sich Alice das Langschlafen angewöhnt😊

 

Wie hat Sie Ihre persönliche Situation auf die Entscheidungen innerhalb der Firma beeinflusst? Viele Kollegen erleben im Hinblick auf die Doppel- und Dreifachbelastung (Kinderbetreuung, Homeschooling, Arbeit) eine ähnliche Situation?

Als einzige Frau in der Geschäftsleitung habe ich schon einen gesonderten Blick und Verständnis für die entstandenen Probleme. Aber auch meine männlichen Kollegen haben ähnliche Baustellen zu Hause: sind plötzlich zusätzlich Lehrer, müssen der berufstätigen Frau den Rücken freihalten usw. Wir sitzen alle im selben Boot, deswegen war das Verständnis durchweg groß.  Die größte Herausforderung ist für mich bei allen Entscheidungen dennoch eine Gleichberechtigung herzustellen. Bei über 300 Mitarbeitern mischen sich wie überall kinderlose Mitarbeiter, Müttern, Vätern, Alleinerziehende, Vorerkrankte, Mitarbeiter mit und ohne finanzielles Polster. Manche Stellen sind nur einfach besetzt, andere doppelt. Bei allen sind „die Vorzeichen“ anderes. Deswegen investierten wir sehr viel Zeit für Einzelgespräche, um die jeweilige individuelle Situation zu beleuchten, um richtige Entscheidungen treffen zu können.

Bei Ihnen laufen viele Fäden aus allen Bereichen in der Firma zusammen. Welche Learnings (positiv wie negativ) nehmen Sie mit?

Beeindruckt war ich von der großen Flexibilität der Kollegen. Sie haben wirklich alles mitgemacht, wenn ein Kollege in PAF in Quarantäne geschickt wurde, packte einer in IN die Koffer uns sprang ein. Ich hoffe, dass es so bleibt 😊 Es ist noch nicht vorbei uns die politischen Entscheidungen wie Senkung der MwSt auf 16% erfordern weiterhin hohe Einsatzbereitschaft. Zudem muss ich die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt für die Antragsphase der Kurzarbeit lobend erwähnen. Hier blieb keine Frage unbeantwortet. Überrascht war ich wie stark emotional sich die Lage sich entwickelte. Verschiedenste Ängste sind zu spüren wie Existenzangst, Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes usw. aber auch Missmut zwecks fehlenden Verständnisses unter Kollegen. Wir sind eben alle „nur“ Menschen.

 

 

Alice, war es denn für Dich ein Erlebnis die Arbeit Deiner Mama richtig erleben zu können? Was hat Dir am Besten gefallen? Und möchtest Du wiederkommen oder freust du Dich langsam wieder auf den Kindergarten?

Am Meisten hat mir Stempeln und Basteln Spaß gemacht😊

 Praunsmändtl musste zwischenzeitlich die Ausstellungsräume schließen. Die Werkstatt war weiterhin geöffnet. Das wirft den geregelten Ablauf völlig aus der Bahn. Welche Maßnahmen wurden für die Mitarbeiter getroffen? Wie haben Sie die Stimmung von Mitarbeitern und Kunden wahrgenommen?

Es war und ist teilweise immer noch alles auf den Kopf gestellt. Die meisten Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Ein Großteil arbeitet jetzt aber schon wieder normal. Angeboten wurde so ziemlich alles was nur möglich ist: Homeoffice, der Möglichkeit von Aufbau von Minusstunden, Freistellung, Kinder konnten mit zur Arbeit gebracht werden, bei mehr „Gastkindern“ gleichzeitig hätten wir eine Bereuungsperson engagiert. Zur Praunsmändtl „Notbetreuung“ in der Gruppe kam es nicht, aber es waren immer wieder Kinder hier, wie meine Tochter. Hier spürten wir eine große Dankbarkeit, was diese Betreuungsoptionen betrifft.

 

Wenn Sie sich in 10 Jahren an die „Corona-Zeit“ zurückerinnern, was wird Ihnen durch den Kopf gehen?

Ich werde hoffen, dass wir eine solche Situation nicht noch einmal durchleben müssen. Vor allem die Auswirkungen auf Kinder durch fehlende soziale Kontakte, aber auch die Isolation der älteren Generation. Jetzt blicke ich positiv in die Zukunft, dass bald wieder Normalität durch die Lockerungen zurückkehrt.

 

 

 

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